Ultraschall gesteuerte Punktion


„Die Punktion großlumiger Gefäße ohne Bildgebung gilt in der Intensivmedizin bereits heute als Kunstfehler. Da keine Kontraindikationen der ultraschallgestützten Punktion bekannt sind, ist der Einsatz dieser leicht zu erlernenden Technik auf die Shuntpunktion nur konsequent[1].“


Die Cimino-Brescia-Fistel für Hämodialyse gibt es seit 1966. Sie war der erste Gefäßzugang, der eine Vielfachpunktion ermöglichte, also zu jeder Dialyse, ohne dadurch zerstört zu werden[2]. Die Punktion der AV-Fistel wird in der Regel von erfahrenem Dialysepersonal durchgeführt, welches bei ca. 200 Arbeitstagen und 6 Punktionen pro Tag auf eine Punktions­erfahrung von mindestens 1.200 Punktionen pro Jahr kommt.

Doch wer kennt das nicht?

Der Tastbefund vor der Punktion entspricht nicht der Wirklichkeit, es kommt zur Fehlpunktion! Es beginnt das Korrigieren der Kanüle, „Try-and-Error“. In wenigen Dialysezentren punktieren Nephrologen seit vielen Jahren die schwierige AV-Fistel ultraschallgesteuert. Sie berichten, dass  die Fehlpunktionsrate gegen Null geht[3]. Die Ultraschallanwendung ist erlernbar und ist  eine anzustrebende Erweiterung der Fähigkeiten und Fertigkeiten für  Dialysepflegepersonal.

Die Frage, ob die Möglichkeit der ultraschallgesteuerten Punktion durch Pflegekräfte von den Patienten positiv aufgenommen wird, wird von den befragten Leitungen zu 100% mit ja beantwortet!

Seit mehreren Jahren werden Tagesseminare und Schulungen in Dialysezentren zur ultraschall­gesteuerten Shuntpunktion durchgeführt und damit haben wir eine verlässliche Datenbasis für die nachweislichen Vorteile dieser Methode.

Geschult werden die „in-plane“ Technik (IP), bei der die Kanüle längs dargestellt wird und die „out-of-plane“ Technik (OOP), bei der die Kanülenspitze im Gefäß dargestellt wird.

Beide Techniken sind hilfreich, sich zunächst eine Orientierung über den Gefäßverlauf zu verschaffen und dann die Punktion durchzuführen. Durch Wechsel der beiden Darstellungstechniken in Längs- und in Kurzachse des Schallkopfs kann die Kanülenspitze sicher in das Gefäßlumen geführt werden.

Eine besondere Schwierigkeit für ungeübte ist die ungewohnte Hand-Augen Koordination während des Punktionsvorgangs. Zunächst wird die Kanülenspitze wie gewohnt unter direkter Sicht positioniert. Nach leichtem Vorschieben der Kanüle in das Gewebe wendet sich der Punkteur nun allerdings dem Ultraschallbildschirm zu und versucht die Kanülenspitze im Ultraschallbild darzustellen. Der Blick bleibt bei alle weiteren Manipulationen auf den Bildschirm des Gerätes gerichtet und geht nur für kurze Kontrollen zurück zum Patientenarm.


[1] Beate Spindler; Ist die ultraschallgesteuerte Dialyseshuntpunktion für Pflegekräfte unverzichtbar?; Dialyse aktuell 2019; 23(03): 130-134

[2] Brescia MJ, Cimino JE, Appel K, Hurwich BJ.; Chronic hemodialysis using venipuncture and a surgically created arteriovenous fistula; N Engl J Med 1966;275:1089–1092

[3] T. Morgenstern; Die sonographisch geführte Shuntpunktion – 8-jährige Erfahrung mit der systematischen Anwendung in einem Einzelzentrum; Dialyse aktuell 2013; 17(4): 184-190

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